Noch steht das Programm der drei Konzerte im Dezember nicht in allen Details fest. Vor allem textlich unterstützt von seinem Bruder Peter geht Jürg Surber der Frage nach, was Menschen dazu bringt, Woche für Woche gemeinsam zu musizieren. «Was macht es aus, dass Musik uns so sehr berührt?», auch beim Zuhören.
«Work in progress» auch auf dem Tisch von Illustrator Werner Meier.
Seine Programme für den «chorwald» wie für das Appenzeller Kammerorchester hat Jürg Surber immer in einen grösseren Zusammenhang gestellt. Gewiss sei die Musik an sich faszinierend, aber viel mehr noch hat ihn jeweils die Frage beschäftigt, was sie den Menschen von heute zu sagen vermag. Von der ursprünglichen Idee, noch ein letztes Mal ein grosses Werk zu erarbeiten – Haydns Schöpfung etwa oder die Messe in D von Antonin Dvořák – ist er deshalb abgekommen. Im Dialog mit seinem Bruder entstand darauf die Idee zum Projekt «FINALE».
Wo fängt etwas an, wo hört es auf?
Wenn in dem neuen Programm nun in Teilen Werke nochmals aufgenommen werden, die Chor oder Orchester oder beide zusammen bereits einmal aufgeführt haben, dann habe das nicht etwa mit Nostalgie zu tun, versichert Surber. Vielmehr beschäftigt ihn, «wie etwas anfängt, wie etwas aufhört». Drei Aspekte stehen im Vordergrund: Da ist Frage, was die Musizierenden dazu bewegt, Woche für Woche viel Zeit zu investieren, um etwas gemeinsam zu erarbeiten. Was macht die Qualität des gemeinsamen Musizierens aus? Dann sind es Menschen, mit denen er als Dirigent regelmässig zusammengearbeitet hat. An erster Stelle Konzertmeisterin Christine Baumann, aber auch Solistinnen und Solisten wie Annina Stahlberger, Suzanne Chappuis und Jens Weber. Und schliesslich die Frage, was es ausmacht, dass Musik die Menschen so sehr berührt.
Musik und Text als Ganzes
Noch ist das Programm nicht ganz fertig. Anfangs war die Liste der möglichen Werke lang, inzwischen ist sie kompakter. Peter Surber seinerseits hat dazu Textbausteine geschrieben. «Das Ganze soll ja auch eine Dramaturgie bekommen, eine klare Aussage. Und eine vor allem musikalische Kraft.» Die textlichen Stränge sind eher untergeordnet, unterstützend.
Text und Musik: Peter und Jürg Surber. Bilder: zVg und Bodo Rüedi.
Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Brüder zusammenarbeiten. Hier nun aber in einer grösseren Dimension als auch schon. Der Austausch ist locker, per Mail oder Telefon über das Tobel hinweg. Jürg Surber ist froh um diese kritische Resonanz. Programmgestaltung sei sonst doch eine eher einsame Aufgabe.
Noch einmal volle Konzentration
«Es bleibt bis am Schluss ein kreativer Prozess.» Jürg Surber weiss, dass Chor und Orchester bereit sind, sich darauf einzulassen, dass es auch kurz vor einem Konzert noch Anpassungen geben kann. «Es kann durchaus noch Überraschungen geben», die er jetzt aber sicher noch nicht verraten will.
Auf jeden Fall geniesst auch dieses allerletzte Programm nochmals seine volle Konzentration. Das Orchester sei im Moment an einem interessanten und guten Ort. Es wäre interessant, weiterzumachen, es sei aber auch schön, so aufzuhören. «Nicht der Abschluss steht im Vordergrund, sondern der Anspruch, ein gutes, anspruchsvolles und bewegendes Konzert zu gestalten», das die Zuhörerinnen und Zuhörer fesselt und berührt.